Bericht von Werner W. 20.08.2019

Phyrn Priel Trophy 2019

Nachdem mich der Hochkönigman heuer ziemlich geflashed hat, konnte ich mich nicht zurückhalten und musste wieder bei einem Traillauf teilnehmen. Gesucht und auch schnell gefunden, die Phyrn Priel Trophy in Spital am Phyrn ist’s geworden. Warum in die Ferne schweifen, das Gute liegt ja bekanntlich immer so nah. Da mich mein zweites Laufleben generell zur Langdistanz geführt hat, wurde es natürlich der Marathon Trail mit 43,2 km und knapp 3.000 Höhenmeter.

Am Vortag wieder angereist, konnte ich abermals stresslos alles rund um den Lauf erledigen und mir blieb auch noch genug Zeit um Spital am Phyrn per Pedes zu erkundigen. Um 22:00 Uhr ging es in die wohlverdiente Nachtruhe, der Trailläufer will ja natürlich gut am Wettkampftag ausgeruht sein. Naja, statt Schafe wurden es halt Autos, die gezählt wurden und so war an Schlaf nicht mehr zu denken, danke für das nette Zimmer direkt an der Hauptstraße, liebe Hotelchefin!

Wecker klingelt um 5:40 Uhr. Unausgeruht wird gleich auf den Balkon gegangen und das Wetter gecheckt, vorhergesagt wurde ja am Nachmittag Regen und eventuell das eine oder andere Gewitter. Es war überhaupt nicht mehr frisch, also kurz-kurz, ohne Probleme. Die Sonne zeigte sich schon von ihrer schönsten Seite, daher gleich Sonnencreme drauf und auch genug Vaseline an alle empfindlichen Stellen. Fertig adjustiert, Trailrucksack umgeschnallt und schon ging’s los zum Start, direkt im Stift von Spital am Phyrn.

Punkt 7:00 Uhr ging’s los, leider hab‘ ich gar nicht gecheckt dass ich ziemlich weit vorne an der Startlinie gestanden bin. Wir sind gelaufen und gelaufen und gelaufen, Höhenmeter um Höhenmeter um Höhenmeter. Wann fangen die den alle einmal zum Schnell bergauf gehen an, wie normale Trailläufer das tun? Ich kann einfach nicht mehr. Jetzt weiß ich es wirklich, die Schnellsten laufen fast bis in den hochprozentigen Steigerungsbereich, Wahnsinn! Nächstes Mal wieder weiter hinten, da ist die Ansteckungsgefahr geringer für mich.

Ich war fertig und schaltete auf den Schnellgeh-Bergauf-Modus um, welch‘ Wohltat! Dieser Mitläufereffekt kostete mich, wie ich dann später noch erfahren durfte, sehr viel an Energie. Dieses Mal mit Trail-Sticks unterwegs, war es schon eine Erleichterung für die Oberschenkel, die körperliche Arbeit wurde so auch auf die Arme gut umgemünzt.

Den ersten Aufstieg entlang des Phyrgas und vorbei am Bosruck, ging es nun schon wieder bergab entlang von Spital am Phyrn und ich merkte, dass es zu diesem Zeitpunkt schon ziemlich warm wurde, viele Läufer marschierten schon in der Ebene entlang der Straße zum Parkplatz der Wurzeralm. Ich galoppierte so langsam vor mich hin und schaute mir auf der Garmin das Höhenprofil des nächsten Anstieges an. Diesmal sollte es höher, länger und prozentiger werden. Mal so entspannt wie möglich an die Sache rangehen, dachte ich. Ojemine, ich sehe ganz viele Trailer wie bei einer Ameisenstraße in Serpentinen eine lange, lange Wiese hinauf auf die Wurzeralm gehen, na bravo! So, auch hinein ins Getümmel und nicht nachdenken, einfach rauf mit dir und die Sonne scheint mir merkbar in mein Genick – schwitz, schwitz. Nach gefühlten 3 Tagen endlich oben angekommen, war die Labstelle das reinste Weihnachtwunder, und ich glaubte nach einer gelungenen Stärkung, das wird’s wohl gewesen sein, ärger kann’s nimma kommen, doch es kam anders.

Das Erklimmen der Roten Wand stand nunmehr noch am Programm, ein kleiner Zacken auf meiner Garmin mit lässigen 500 Höhenmetern. Ich merkte schnell, dass diese jedoch nicht gerade so ratz fatz würden, nach dem Motto „Dieser Weg wird kein leichter sein, dieser Weg wird steinig uns schwer“. Ich glaube Xavier hat dieses Lied extra für diesen Aufstieg geschrieben, muss so gewesen sein.

Nach einer sehr geraumen Zeit sah ich dann endlich die Leute vom Betreuerteam, es war geschafft – Gott sei Dank! Mit dem motivierenden Ausspruch „bei der nächsten Labstation auf der Dümmlerhüttn gibt’s dafür an Zirbn“ tankte ich erst mal Kraft auf einer halbwegs geraden Gebirgslandschaft.
Vorletzte Labstation auf der Dümmlerhütte und jetzt kommt der letzte Downhill, dafür sehr anspruchsvoll und rutschig, wie uns die Betreuer an der Labe mitgaben. Daher ging’s mit viel Respekt, all die gesammelten Höhenmeter wieder runter über Stock, Wurzel und Stein, Richtung Gleinkersee. Ohne gröbere Probleme das Bergab gesund überstanden, dafür eine Ewigkeit brauchend, ging es noch eine Runde um den See.

Man wie wurde ich bejubelt (oder haben mir einige Badegäste das Vögelein gedeutet, ich konnte das nimma so richtig deuten), als ich an diesem Badetag mit Rucksack, Trailstöcken und schon ziemlich dreckig an all den Leuten vorbeizog. Die hatten wahrscheinlich geglaubt, dass ist eine Katastrophenübung des Bundesheeres oder so, naja ein bisschen komisch waren diese Begegnungen schon, aber macht‘ ja nix, das Ziel war dafür nicht mehr weit. Noch bei der letzten Labstation die Flasks zum Bersten aufgefüllt, ging es noch ca. 7 km kupiert mit einem letzten gemeinen höhenmetrigen Hügelchen ins Ortsgebiet von Spital am Phyrn, wo ich noch den einen oder anderen Mitstreiter aufgrund von in Lauf befindlichen Wettbewerbskrankheiten wie, „i mag einfoch nur nu gehen“, „Scheiß Hitz“, „i hob starke Krämpfe“, „mein Kreislauf is im Keller“, überholen konnte.

Juchuuu, die Zielline fliegt an mir vorüber, it’s done! Was soll ich sagen, diesmal war’s schon um einiges härter als bei meinem letzten Traillauf. Aber was soll’s, Hakerl drunter, nix tut verletzungstechnisch weh und alles gut überstanden, des is ja auf alle Fälle des Wichtigste.

So, für heuer ist meine Trailsaison wahrscheinlich auch schon wieder vorüber, Schade eigentlich. Reißen werd‘ ich bei diesen Veranstaltungen wahrscheinlich nie recht viel, dafür bin ich ein viel zu großes Weichei bergab, da überholt mich so manche Oma mit Krückstock. Echt krass, wie viele Leute da an mir vorbeiziehen – ärgert schon ein wenig, diese Geschichte. Aber vielleicht wird’s ja zukünftig besser, in the Year 2020 oder irgendwann. Was jedoch bleibt, ist die Leidenschaft für die Sache an und für sich. Die Zeit wird dabei wahrscheinlich für mich eine untergeordnete Rolle bleiben, dafür darf sie schön und des Abenteuers wegen auch gut für mich sein, ja das wünsch‘ ich mir. Und folglich wird dann s‘nächste bergige Ziel sicher wieder bald geplant werden, um es dann hoffentlich bald wieder in die Tat umzusetzen, der Leidenschaft und Natürlichkeit der Herausforderung wegen. „Der Berg ruft!“, würde Luis Trenker zusammenfassend dazu sagen.


zur Galerie     zu den Berichten     Kommentar verfassen
     
20.08.2019 - 21:57 Kommentar von Karli Seyrkammer


Super Bericht Werner! Und das Foto mit dem Sprung - genial

   


     
21.08.2019 - 21:27 Kommentar von Werner Wimmer


Danke Karli Das mit dem Springen stand am Schild, hab's aber für's Foto ganz gut erwischt. Viele haben das nicht gecheckt, oder konnten nicht lesen

   


     
23.08.2019 - 19:43 Kommentar von Ina Reichelt


Hey Werner! Gratulation zur starken Leistung nochmal und auch zum sehr starken Bericht! Wir haben auch wieder sehr gelacht beim Lesen! Ja, bergab werd ich ja auch immer sehr gern überholt... Der Down-Hill ist einfach nicht unsere stärkste Disziplin, oder? Aber einerlei; sind schon wieder sehr gespannt auf deine nächsten Abenteuer und nächsten Berichte!

   


     
24.08.2019 - 21:20 Kommentar von Werner Wimmer


Danke Ina Die selben Interessen? Vielleicht schaff' ma mal einen gemeinsam..... WSUT oder so

    Kommentar verfassen